Aus dem Klinikverbund Südwest

Wohin, wenn der Verdacht auf Prostatakrebs besteht?

20.10.2025

Der Behandlungserfolg bei Krebserkrankungen ist nachweislich besser, wenn Patienten sich in einem zertifizierten interdisziplinären Krebszentrum behandeln lässt. Die Klinik für Urologie an den Kliniken Nagold führt seit 2008 ein solches Zentrum und hat nun erneut die Rezertifizierung bestanden.

Die Bedeutung dieser hochspezialisierten Zentren zeigt sich in den Zahlen: Jährlich erkranken rund 65.000 Männer in Deutschland neu an Prostatakrebs, nach Lungenkrebs die zweithäufigste Krebserkrankung bei Männern. Studien belegen, dass eine Behandlung in einem zertifizierten Zentrum die Überlebenschancen unabhängig von der Tumorart um bis zu 23 Prozent verbessern kann.

Hierfür gibt es mehrere Gründe. Diagnostik, Therapieplanung und interdisziplinäre Entscheidungsprozesse sind in zertifizierten Strukturen stärker standardisiert und laufen streng qualitätsorientiert ab. So gibt es weniger Abweichungen von den Leitlinien, eine bessere Koordination der beteiligten Fachdisziplinen und eine eng verzahnte Zusammenarbeit der Kooperationspartner. Für die Patienten bedeutet das eine lückenlose Betreuung – wozu auch Nachsorge, Qualitätsmonitoring und die Begleitung von Komplikationen gehören. Die Einhaltung von Mindestfallzahlen stellen zudem sicher, dass ausreichend Erfahrung und Expertise vorhanden sind.

Weitere Merkmale von zertifizierten Zentren sind neben den regelmäßigen Schulungen aller Mitarbeiter die hochmoderne Ausstattung und die zügige Adaption der aktuellsten Erkenntnisse und Methoden: „Ein enormer Entwicklungssprung ist die Einführung der robotergestützten Chirurgie“, nennt Dr. Ulrich Haag, Chefarzt der Klinik für Urologie an den Kliniken Nagold und Leiter des Zentrums, ein Beispiel. „Sie ermöglicht dem Chirurgen eine wesentlich höhere Präzision, gleichzeitig ist der Eingriff für den Patienten sehr viel schonender.“ Ein weiteres Qualitätsmerkmal ist die Teilnahme an der bundesweiten PCO-Studie, in der Vorsorge- und Therapiemaßnahmen wissenschaftlich begleitet und regelmäßig evaluiert werden. „Das kommt direkt unseren Patienten zugute“, betont der Zentrumsleiter.

Trotz klarer Strukturen und Leitlinien bleibt die Behandlung individuell: Jeder Patient wird in einer multidisziplinären, strukturieren Tumorkonferenz einem Expertengremium vorgestellt, darunter Urologen, Onkologen, Radiologen und Strahlentherapeuten sowie niedergelassene Mediziner. Gemeinsam erarbeiten sie ein maßgeschneidertes Therapiekonzept für jeden einzelnen Fall.

„Was zählt, ist die Teamarbeit“, erklärt Dr. Haag. „Diesen Erfolg erreichen wir nur durch die gemeinsame Verfolgung des Ziels, immer besser werden zu wollen. Das Zertifikat, das wir nun von der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. erhalten, ist nur der sichtbare Nachweis dieser Anstrengungen. Ich freue mich sehr, dass wir das als Team immer wieder schaffen“.